VORFAHREN UND FAMILIE

Ein wohlbekanntes Geschlecht noch heute gut vertreten im Raum zwischen Saar, Nied und Mosel. Die Familie lässt sich vorfinden in den Städten St. Avold und Bouzonville und geht dort zurück bis in die Anfänge des 17. Jahrhunderts. Wohlhabend und angesehen, Nikolaus ALTMAYER zählt zu den Mitgliedern des Kirchenschöffenrates von Bouzonville um die Jahre 1750.
Sein Sohn Jacques-Nicolas bringt es zum Rechtsanwalt. Die Französische Revolution von 1789 bietet ihm günstige Gelegenheiten seine Machtansprüche zu verwirklichen. Noch heute ist seine Erinnerung in seiner Vaterstadt mit Bedauern zu erwähnen. Später, nach den Schrecken der Terrorepoche, findet er eine Anstellung als Friedensrichter in Bouzonville wo er ungeachtet 1808 verstarb.
Seine Ehe mit Apollonia Becker blieb kinderlos. In derselben Zeitspanne übt sein Verwandter André zweimal das Amt des Bürgermeisters in seiner Stadt aus. Gleichzeitig seien noch anzuführen einige Familienmitglieder die in der Emigration ihre Zuflucht fanden. Unter ihnen der damalige Pfarrer von Roden, Jean-Baptiste ALTMAYER, der sich damals in Trier niederließ. Im darauffolgenden 19. Jahrhundert neigen etliche zum Dienst im französischen Heer. Unter ihnen der besonders im Krieg 1870-71 hervortat.
Zur selben Zeit lebt in Bouzonville die Familie des Vermessers beim Straßenbauamt der Stadt, Victor ALTMAYER und seiner Gemahlin Clarisse-Jeanne KNOBLOCH. Ihr wurde am 7. Dezember 1844, als zweites Kind, ein Sohn geboren der die Vornamen André Victor erhielt. Pfarrer Jacques PIGNON spendete ihm am 9. Dezember die Taufe in der altehrwürdigen Abteikirche der Stadt. Mit seiner um beinahe zwei Jahre älteren Schwester wuchs er auf im behäbigem Elternhaus. Kein besonderes Vorkommnis zeichnet die Zeit seiner Kindheit aus.

JUGEND UND BERUFUNG

Die ersten Schuljahre erlebte er in Bouzonville. Frühzeitig hatten ihn die Eltern zum höheren Studium bestimmt. Es war dies eine in der Familie Altmayer längst übliche Gepflogenheit geworden. So kam es denn dass der junge Andre-Victor nach Metz in das bekannte Kolleg Saint-Clement geschickt wurde, das damals, seit 1852, von den Jesuitenpatres geleitet wurde. Gegen Ende seiner Humanistischen Studien trug er sich eine gewisse Zeit mit dem Gedanken um in die Forstverwaltung einzutreten. Gottes Vorsehung hatte ihn aber zu Höherem bestimmt. Die damaligen Zeitumstände gaben dem kaum 18 jährigen und noch unentschlossenen Zögling eine ganz andere Richtung.

Es war das Jahrhundert in welchem die Kirche Frankreichs allmählich von den Verfolgungen der Revolution zu neuem Leben erwachte. Das Ordensleben kannte einen besonderen Aufschwung. In Solesmes hatte Don Gueranger den Benediktinerorden erneuert, dessen Einfluss sich stark auch in Deutschland auswirkte.
Um die gleiche Zeit wurde Henri Lacordaire der Erneuerer des Dominikanerordens in Frankreich. Letzterer hatte im Winter 1857-1858 eine Reihe von Vorträgen im Dom zu Metz gehalten. Auf die damalige Jugend übte er einen tiefen Eindruck aus. Der Orden kannte ein neues Aufblühen der auch den jungen Andre-Victor in seinen Bann zog. Von nun an war sein Lebensweg gezeichnet.
EINTRITT IN DEN DOMINIKANERORDEN

Sein Entschluss war endgültig. Er teilte ihn seiner Familie mit und trat im Herbst 1862 im Kloster Saint Maximin (Var) der Dominikaner ein. Drei Jahre später siedelte er nach Flavigny-sur-Ozerain (Côte d'Or) über, wo er schon am 12. Dez. 1862 das weiße Ordenskleid übertragen bekam. Hier beendete er auch sein Philosophie- und Theologiestudium mit dem Titel eines "lector sacrae theologiae". Am 18. Sept. 1869 empfing er auch dort die hl. Priesterweihe aus den Händen von Mgr Rivet, Bischof von Dijon.
Kurze Zeit darauf erfolgte seine erste Obedienz nach dem neu eröffneten Kloster von Lille. Seine Haupttätigkeit bestand im Predigeramt das er in der Hauskapelle und auch auswärts ausübte. Es sollte nicht von langer Dauer sein. Im Sommer des folgenden Jahres 1870 brach der deutsch-französische Krieg aus.

DIE MISSGESCHICKE SEINES LEBENS

So benannte er seine Erlebnisse in dieser Zeitspanne. Pater ALTMAYER weilte gerade für ein Paar Tage in Bouzonville und schickte sich an die Ewige Anbetung in der benahten Pfarrei Merten zu predigen. Plötzlich, am 5. August, drangen preußische (berittene) Ulanen in die Ortschaft ein und belegten u. a. das Pfarrhaus. Eiligst konnte er ihrem Zugriff entfliehen. Die Rückfahrt nach seinem Kloster in Lille war nicht mehr möglich. Er kam nicht weiter wie nach Nancy. Der damalige Bischof (Mgr. Joseph FOULON) hielt ihn dort zurück und übertrug ihm die Betreuung der französischen Kriegsgefangenen und der in der Stadt gepflegten deutschen Verwundeten.
Seine guten deutsche Sprachkenntnisse erleichterten ihm diese Seelsorge und. Dank derselben, konnte er manchem Unglücklichen zur Flucht verhelfen. Kurze Zeit darauf gelang ihm die Rückfahrt nach Lille. Sein oberer, Prior BOULANGER, übertrug ihm das Amt eines Feldseelsorgers beim 22. Franz. Armeekorps in Nordfrankreich. Er nahm an etlichen Gefechten teil und entkam unversehrt allen Gefahren. Das Schicksal verschlug ihn anfangs 1871 nach Dunkerque, schiffte ein und gelang so nach Cherbourg wo ihn die Nachricht des Waffenstillstandes erreichte. Nach kurzer Genesung konnte er wieder in sein Stammkloster nach Lille zurückkommen. Unterdessen war es Herbst geworden. Nach zweijähriger Missionstätigkeit wurde er als Professor nach dem ihm liebgewordenen Flavigny gesandt. Hier ereilte ihn die große Wende seines Lebens.

MOSSOUL 1874

Um dieselbe Zeit weilte dort Pater Louis-Marie LION der während zwölf Jahren mehrere wichtige Ämter in der lateinischen Niederlassung von Mossoul innehatte. Während dieses Aufenthaltes erreichte ihn von Rom aus die Ernennung zum Apostolischen Delegierten für Mesopotamien, Kurdistan und Vorder-Asien mit der Leitung der lateinischen Diözese von Bagdad und dem Titel eines Erzbischofs von Damiette in Ägypten. Daraufhin bat er Pater ALTMAYER um seine Mithilfe, ihn als Schriftführer (Sekretär) nach Mossoul zu begleiten, was letzterer sofort annahm. Mitte Mai 1874 schifften sie sich in Marseille ein und segelten der Hauptstadt der heutigen Türkei, Konstantinopel, zu. Von dort aus ging die Reise weiter zu Pferd und mit dem Kahn, unter glühender Sonne (47° im Schatten), nach Mossoul, dem Sitz ihrer Niederlassung wo sie zwei Monate später ankamen. (Juli 1874)
Die Eisenbahnlinie Berlin - Byzanz - Bagdad (BBB) wurde erst später, 1899, gelegt.

Die Aufgabe die ihrer dort wartete war zuerst des Erlernen der beiden Landessprachen, arabisch und Chaldäische. Nachträglich wird er sich noch den syrischen Sprachgebrauch aneignen.
Die Mission der französischen Dominikaner in Mesopotamien erstreckte sich auf ein weites Gebiet und ließ sich in mannigfaltiger Art und Weise ausüben. Es galt sich hauptsächlich der Schulen anzunehmen, des Waisenhauses, des Kollegiums, des Schwesternhauses, die Gottesdienste der lateinischen Gemeinde zu versehen, Ansprachen und Predigten zu sichern und die Zahllosen Verwaltungsaufgaben zu betreuen. Fünf Jahre lang konnte Pater ALTMAYER all diese Ämter versehen, dann versagten seine Kräfte. Er musste ausspannen und im Gebirge von Mar-Yacoub eine längere Erholung einlegen.
Bei seiner Rückkehr folgte er seinem Bischof Mgr LION nach Bagdad. Letzterer verstarb unerwartet am 8. August 1883, kaum 57 Jahre alt und erst seit 9 Jahren im Bischofsamt. Nun stand er ganz allein an der Spitze der Apostolischen Delegation. Dann kam ihm von Rom im Frühjahr 1884 die Ernennung als Nachfolger seines Gebieters. Er unternahm seine erste Europareise. Über Rom und Österreich kam er nach Metz wo er am 10. August die Bischofsweihe empfing aus den Händen von Mgr Dupont des Loges, Bischof von Metz. Mitkonzekratoren waren der Metzer Weihbischof Francois-Louis FLECK und Michael-Felix KORUM, Bischof von Trier (beide Elsässer).
Er trat wacker in die Fußtapfen seines Vorgängers ein als Apostolischer Delegierte für Mesopotamien, Kurdistan, Nieder-Armenien, Administrator des lateinischen Erzbistums von Bagdad und Titular als Erzbischof von Chalcis (Mazedonien/Griechenland). Er war der 11. Inhaber dieses Bischofssitzes seit seiner Gründung 1638. Alle waren nicht Dominikaner.

BAGDAD 1884 - 1901

Mit der Würde stieg auch die Bürde. Kurz darauf ernannte ihn Leo XIII zum Weihbischof von Bagdad mit Nachfolgerecht von Bischof Mgr Laurent TRIOCHE der am 27. November 1887 verschied. Nun war Bischof ALTMAYER vollrechtlich Erzbischof von Bagdad.

Im Jahre darauf übersandte ihm der hl. Vater das "Pallium" (1) als Abzeichen seiner Metropolitenwürde. Letzteres ward ihm am 12. April 1888 in Paris, in der bekannten "Eglise des Carmes" vom Erzbischof und Kardinal RICHARD de LAVERGNE überreicht worden. Auf die verschiedenen Tätigkeiten von Bischof ALTMAYER näher einzugehen würde uns zu weit führen. Stichwortartig seien nur die wichtigsten angeführt.

1) SCHULEN UND UNTERRICHTSWESEN

- In Mossoul wie in Bagdad, ein Hauptanliegen.
- Grundschulen und Haushaltungsschulen für die Mädchen Berufschulen für die Jungen
- Neubauten oder Erweiterung der bestehenden Gebäude
- Das Lehrerpersonal
- Schulschwestern aus Frankreich: Soeurs de la Présentation de Tours, Soeurs de Saint-Joseph de l'Apparition.
- Gründung einer einheimischen Kongregation von Tertiaren
- Klosterbau für die Schwestern
- Verbot der ottomanischen Regierung (Sultan Abdul Hamid) Neubauten zu unternehmen.
- Wiederaufbau der Bistumsgebäude in Bagdad.

Hindernisse aller Art von Seiten der getrennten Gemeinden, von Seiten der anglikanischen Christen, reicher und wohlhabender als die katholischen. Um 1898 waren etwa dreitausend Kinder in den christlichen Schulen von Bagdad und Mossoul unterrichtet.

2) DIE GETRENNTEN CHRISTEN

  • DIE CHALDÄISCHE KIRCHE (2)

    Benennung der Christen in Südarmenien, Kurdistan, Mossoul und Umgebung - Eigene Sprache - von der islamischen Obrigkeit schon früher oft verfolgt. Massaker von Seiten der Türken. - Zerfällt in zwei Hauptgruppen Unierte Chaldäische Kirche, die den Papst als Oberhaupt anerkennt Versöhnt mit dem Hl. Stuhl durch Vermittlung von Mgr ALTMAYER am 8. Dezember 1879. - Alle nahmen die Versöhnung nicht an. - Heute die syro-chaldäische Kirche.
  • DIE NESTORIANISCHE KIRCHE (3)

    So genannt nach dem Patriarch von Konstantinopel, Nestorius (380-440). Von Rom getrennt - Theologische Auseinandersetzungen - heute vertreten in Irak, Syrien, Persien und Amerika. - Schwierige Verhandlungen mit Bischof ALTMAYER - Geringer Erfolg.
3) HEIMSUCHUNGEN ALLER ART

Choleraausbrüche; Unruhen im Lande; Massaker der Armenier (1895); Gesundheitssorgen.

HEIMKUNFT UND HEIMGANG

Es war während seiner vierten und letzten Romreise, am 25. Januar 1901. dass Erzbischof ALTMAYER dem Hl. Vater seine Abdankung mündlich mitteilte. Für das Oberhaupt der Kirche schien dieser Schritt eine völlige Überraschung gewesen zu sein. Er konnte es schier nicht erfassen und noch weniger annehmen. Doch ging diesem Entschluss langes Zögern und Bedenken voraus. Hauptursache seiner Entscheidung war der stark in Mitleidenschaft geratene Gesundheitszustand des Erzbischofs Er war kaum 56 Jahre alt, doch durch die vielen Strapazen der langen Missionswege frühzeitig ermüdet und erkrankt. Seine Beine wollten nicht mehr, derart dass er hie und da der Mithilfe eines Begleiters bedarf um sich zu bewegen. Diese Umstände führten notwendigerweise zur Entmutigung. Er sah sich seinen Aufgaben nicht mehr gewachsen, deswegen seine Verdrossenheit, und schließlich die Einsicht seinen Platz einer jüngeren Kraft zu überlassen. Zu erwähnen wären dann noch die öfteren Unstimmigkeiten oder Unvereinbarkeiten mit den Vertretern der syro-chaldäische Gemeinden in Bagdad und Mossoul.
Der Hl. Vater schob die Annahme der Abdankung von Mgr ALTMAYER lange Zeit auf. Schließlich wurde ihm ein Nachfolger in der Person des unbeschuhten Karmeliters Mgr DRURE gegeben. Der Scheidende erhielt den Titel eines Erzbischofs von Synnade, ein früherer aufgelöster Bischofsitz in der Provinz Phrygien (Klein-Asien). Er sollte ihn bis zu seinem Tode innehaben.

Von Rom kommend, weilte Mgr ALTMAYER eine gute Weile in seiner Heimat. Dann fand er milde Aufnahme bei den Dominikanerinnen der "rue des Plantes" in Paris, wo er seine zerrütte Gesundheit etwas aufbessern durfte. Darauf, nach der Ausweisung aus Frankreich aller religiösen Gemeinden und der Aufhebung ihrer Klöster (1902) zog er sich privat zurück nach Neuilly, in die Bannmeile von Paris. Sein Mietsvertrag wurde ihm nicht erneuert. So verließ er dann die Hauptstadt und wanderte nach einem kleinen Städtchen in Burgund, Serre-les-Sapins, wo ihm der Bischof von Besançon eine ruhige Niederlassung besorgen konnte.

Untätig blieb er bei Gott nicht lange. Er half viel aus bei seinen Brüdern im Bischofsamt, besonders in Nancy, Paris, Reims, Besançon und Dijon. Die Zeit des Ersten Weltkrieges verbrachte er ungefährdet an der Schweitzer Grenze.

In der Nachkriegszeit war es ihm gegönnt noch einige schöne Feiertage zu erleben. So am:
  • 8. Juni 1919, in Metz. Klassentreffen der ehemaligen Schüler von Saint-Clement, im Beisein von Marschall Foch und General de Maud'huy, Gouverneur dessen Vaterstadt Metz.
  • 18. September 1919 - Sein goldenes Priester Jubiläum, das er im Kloster du Saulchoir in Paris feierlich begehen konnte.
  • 29. September 1919 in Metz. Weihe des neuernannten Bischofs, Mgr PELT, durch Erzbischof-Kardinal AMETTE, von Paris. Mitkonzekratoren waren Mgr ALTMAYER und Mgr Ruch von Strasbourg.
  • 16. Oktober 1919 - In Paris, Weihe der Basilika von Montmartre in der Gegenwart von 110 Kardinalen, Erzbischöfen und Bischöfen.
Es sollte die letzte Feierlichkeit sein der er beiwohnen konnte. Am 2. Februar 1920, am Feste Maria-Lichtmess, in seiner Hauskapelle von Serre-les-Sapins, schickte er sich an die hl. Messe zu feiern, als er einen Schlaganfall erlitt der ihn halbgelähmt bis zu seinem letzten Ende zurückließ. Zuerst ins Krankenhaus nach Besançon überführt, kam er einige Tage später nach Paris wo er im Spital der rue des Plantes gütig aufgenommen wurde und etliche Jahre verbringen konnte. 1928 siedelte er nach Levallois-Perret um wo ihn die Dominikanerinnen in ihrem Krankenhaus der Immerwährenden Hilfe bestens pflegten. Dort verschied er ruhig und gottergeben am 12. November 1930, am Feste aller Heiligen seines Ordens. Er stand in seinem 86. Lebensjahr.
Die Trauerfeierlichkeiten für den verstorbenen Erzbischof fanden am 15. in der Hauskapelle der Dominikanerinnen statt. Danach wurde seine Leiche nach Flavigny überführt wo sie am 17. im unteren Friedhof der Dominikaner beigesetzt wurde.

Ergreifend waren die letzten Worte der Trauermesse nach der Liturgie des Ordens, am offenen grabe des Heimgegangenen: Clementissime Domine, Miserere super peccatore. (Allgütiger Gott, hab' Erbarmen mit deinem Sünder!)

SEINE PERSÖNLICHKEIT

Bei seiner Bischofsweihe hatte Pater ALTMAYER sich als Wahlspruch seines Wappens folgende Losung ausgewählt: "IN VERITATE SANCTITATIS" (In wahrer Heiligkeit - Mit echter Heiligkeit). Jene Kurzen Worte fassen die Persönlichkeit und das Wirken dieses außergewöhnlichen Boten des Glaubens zusammen.

Er war:

EIN MANN SEINER ZEIT

Nach Außen, eine große Gestalt, ein angenehmes Erscheinen, mit guter Gesundheit, sicherem Auftreten, freundlichen Gesichtszügen die das Vertrauen leicht erweckten. Er war ein echter Lothringer, von altem Schrot und Korn. Nüchtern, ernst und entschlossen, streng und hart mit sich selbst und seinen Untergebenen. Zäh und verschmitzt in seinem Umgang oder bei den Verhandlungen mit den weltlichen Vorgesetzten, stets erhaben und Ehrfurcht gebietend, besonders mit den Vertretern der ottomanischen Verwaltung, bei Empfängen in den verschiedenen Gesandtschaften wo er hie und da, aber selten, zu Gast war. Es war kein leichtes Unterfangen in einem Land sich zu behaupten in dem sie als Fremde betrachtet waren, bei einer Bevölkerung die fast ausschließlich aus Muslims bestand und wenig Beziehungen zu den Christen pflegten. Seine gütige Züge erleichterten ihm den Zugang zu den Armen und den Kindern die zu Hunderten die christlichen Schulen aufsuchten. Kurzum, er war ein Mann mit Herz und Willen, wie es seine Stellung erforderte.

EIN FROMMER ORDENSMANN

Von jungen Jahren an war das Gebet im Mittelpunkt seines Lebens und Wirkens. Oft mangelte es ihm an Zeit um dem Verkehr mit Gott nach seinem Wunsch zu frönen. Aus der Zeit seines Aufenthaltes in Bagdad bekennt er in einem Brief: "Ich kann meine alte Gepflogenheit als Lothringer nicht entbehren. Abends nach neun Uhr bin ich nicht mehr zu sprechen. Frühmorgens, um vier Uhr, bin ich in meiner Hauskapelle zum Gebet, Betrachtung und Brevier". Es war oftmals die einzige Tageszeit die er dem Gottesgespräch widmen konnte.

Treue bewahrte er auch dem regelmäßigen monatlichen Einkehrtag. Seine frohe Gottesliebe seinen Zuhörern mitzuteilen war ihm zum gewöhnlichen Anliegen an gewissen Pilgertagen geworden, wann er dazu eingeladen war das Lobgottes zu verkünden. Es war auch der Fall beim Exerzitienpredigen, bei Fasten- und Adventsvorträgen. Besonderen Wert legte er dem Rosenkranzgebet bei, wenn es galt die Rosenkranzvereinigungen zu fördern, den "lebendigen Rosenkranz" in einer Gemeinde einzuführen, oder den Marienmonat mit den Kindern zu feiern. Auf diesem Gebiet hat er segenreich wirken können.

EIN TREUER DIENER SEINER KIRCHE


Eigentlich begann diese Entscheidung bei seinem Eintritt in den Predigerorden. Unwiderruflich ward sie am Tage seiner feierlichen Ordensprofess in Flavigny. Von nun an stand er mit Herz und Hand im Dienste der Kirche Gottes. Diese Hingabe übte er bis zur Erschöpfung seiner Kräfte und Aufopferung seiner Gesundheit. Im Vordergrund seiner Frömmigkeit stand aber die Verehrung seines Ordensgründers, des hl. Dominikus.

Zum hl. Vater LEO XIII. pflegte er freundliche Beziehungen. Während seiner langen Amtszeit in Bagdad konnte er sich viermal eine Europareise gönnen. Jedes mal weilte er einige Tage in Rom, wurde in Privataudienz vom Oberhaupt der Kirche empfangen und mit Liebesgaben für seine armen Gemeinden versehen. Dies war besonders der Fall als die armenische Bevölkerung seines weiten Sprengels der Verfolgung ausgesetzt war.
Nach seiner Abdankung und dem Tode Leo XIII. (20. Juli 1903), wurde sein Verhältnis zum Vatikan etwas getrübt.

Selbst noch im Ruhestand und bei misslichem Gesundheitszustand blieb seine Hilfsbereitschaft im Dienste seiner Mitbrüder im Bischofsamt eine angenehme Aufgabe.

Diese Einstellung erwähnt er abermals am Abend seines Lebens. In seinem Testament dankt er dem Hl. Stuhl für sein Wohlwollen ihm gegenüber. Den Päpsten die er gekannt hat spricht er in Ehrfurcht seine Anerkennung aus für ihre väterliche Güte die sie ihm bekundet hatten. Seine letzten Gedanken gelten aber dem Mitbrüdern- und Schwestern im Orden des hl. Dominikus.

So erscheint uns heute Henri-Victor ALTMAYER als wahrer Gesandter Gottes, als Ordensmann, Priester und Bischof.
Er war ein Apostel für seine Zeit, eine Zierde für seine Heimat und seinen Orden, noch heute ein Mahner zur Treue im Dienste der Kirche Gottes.
HILBRINGEN-MERZIG, den 15. Dez. 1994
Abbé Nicolas DICOP
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(1) - Das Pallium ist das Amtsabzeichen der Metropoliten der Lateinischen Kirche. Es ist ein ringförmiges, ca. 5-15 cm breites Band, eine Art Stola, und wird über dem Messgewand getragen. Auf das Pallium sind sechs schwarze Seidenkreuze gestickt. In die Enden auf der Brust und auf dem Rücken sind Bleistücke zur Beschwerung eingenäht. Oft wird das Pallium mit wertvollen Nadeln geschmückt, die ursprünglich zur Befestigung auf dem Messgewand dienten.
Das Pallium gilt als äußeres Zeichen der Verbundenheit der Metropoliten mit dem Papst. Es wird traditionell am Hochfest der Apostel Petrus und Paulus in Rom verliehen.
Die feierliche Übergabe ist verbunden mit einem Treueschwur des Metropoliten gegenüber dem Papst und seinen Nachfolgern. Gemäß Kirchenrecht muss ein Metropolit (d.h. ein Erzbischof mit eigener Kirchenprovinz) das Pallium innerhalb von drei Monaten nach seiner Ernennung vom Papst erbitten. Getragen wird das Pallium nur innerhalb der entsprechenden Kirchenprovinz.
Allein der Papst darf das Pallium tragen, wann und wo immer er will.
Die Überreichung des Palliums ist die einzige Gelegenheit bei der man zur gleichen Zeit und am gleichen Ort zwei oder mehrere Erzbischöfe mit Pallium sehen kann.
Das Pallium ist nicht übertragbar und muss daher mit dem verstorbenen Metropoliten begraben werden.
(2) - Am syro-chaldäische Seminar von Mossoul wirkte zwischen 1882 und 1915 Pater SCHEIL Nicolas-Sébastien, mein Landsmann aus Koenigsmacker, zuerst als Professor der Moraltheologie, dann als Regens des Hauses von 1899 ab.
Einer seiner berühmten Schüler war Kardinal Ignaz-Gabriel TAPPOUNI, Patriarch der syrischen Kirche von Antiochien.

(3) - Am 11. November 1994, im Vatikan, haben Johannes-Paul II und Mar-Dinkha IV. Catholicos-Patriarch der orientalisch-assyrischen Kirche (Nestorianer) eine gemeinsame Erklärung unterschrieben laut welcher beide sich vereint bekennen in ein- und demselben Glauben. Eine Kommission soll demnach gegründet werden um eine gemeinsame Eucharistiefeier in die Wege zu leiten.



Hier abgebildet, das Foto von Mgr ALTMAYER dass lange Jahre im Besitz von Frau Maria MATHIEU-SCHMIDT, Eigentümerin des HILBRINGER Schlosses (Saar) war.
Dank der Bemühungen von Herr Walter SCHMITT, Pfarrer von Hilbringen und Herr Nicolas DICOP, Pfarrer und Autor dieser Biografie ist dieses Bild jetzt in der Gegenwart der Pfarrei Bouzonville (Lothringen) wo es sorgfältig aufbewahrt wird.
Recht herzlichen Dank an diese Personen die dabei mitgewirkt haben die Erinnerung an Mgr ALTMAYER Aufrechtzuhalten.

E. SCHMIT - 10/2005
Für die Kirchengemeinde Saint Benoît aus Bouzonville
Avec l'aimable autorisation de Monsieur le Chanoine Nicolas DICOP



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