Das schöne Kreutz


Die Rückgabe der Reliquie, die im Jahre 1597 gestohlen worden war, fand 19 Jahre später, am 11. Mai des Jahres 1616 statt, und zwar am Vorabend von Christi Himmelfahrt. Als Übergabeort wird der Ortsteil Stockholz genannt. Die Gräfin von Crouï kam mit der Kutsche von Metz mit einer großen Gefolgschaft und übergab die Reliquie den Mönchen, die sich zur Prozession dorthin begeben hatten.

Zur Erinnerung an die Rückgabe wurde ein erstes Kreuz an dieser Stelle errichtet. Dieses Kreuz aus Stein wurde durch die Kriege zerstört und im Jahre 1719 wiederhergestellt. Man nannte es das "Schöne Kreuz" (la Belle Croix), weil es möglicherweise schöner war als das vorige. Denkbar ist auch, dass man es herausheben wollte gegenüber einem anderen Kreuz, das sich an einer Gartenmauer nahe der Belle Croix befindet. Jenes Kreuz wurde im 18. Jh. aufgerichtet und trägt die Aufschrift: "Meine Liebe ist gekreuzigt worden."

In jedem Jahr begaben sich die Mönche und das Volk an Christi Himmelfahrt zum Schönen Kreuz an den Ort Stockholz, um den Jahrestag der Rückgabe zu feiern. Früher versammelten sich die Gläubigen in der Abteikirche und um die Kirche herum an den drei Hauptfesttagen: Am Tag der Wiederrauffindung des Kreuzes am 3. Mai, am Karfreitag und am 14. September, dem Tag der Kreuzerhöhung - "Dies Crucis et exaltatio Crucis". Von nun an fanden von der Kirche aus bis zum Wallfahrtsort Belle Croix große und eindrucksvolle Prozessionen statt, um das Hochamt der Hl. Messe zu feiern.

Dann kam die Zeit der Revo-lution und mit ihr die Zerstörung der Kreuze, der Kreuzigungsstätten und anderer religiöser Denkmäler. Dadurch konnten auch die Wallfahrten zum Schönen Kreuz nicht mehr stattfinden. Auch die Reliquie des hl. Kreuzes entkam diesem Schicksal nicht; sie wurde im Rathaus im Ofen verbrannt. Diese erste Reliquie wurde später durch eine neue ersetzt, die stets am Patronatsfest am 14. September verehrt wird.

Nach den Prüfungen der Revolution schlug die Stunde der Wiedererneuerung. Im Jahre 1803 wurde am Stockholz durch Andreas Daniel, Vikar der Pfarrei und seine Familie, ein neues Kreuz errichtet, allerdings nur als Provisorium. Denn diesem ergebenen Vikar schwebte ein Heiligtum vor, das er an der Stelle des Schönen Kreuzes errichten wollte. Die Stadtverwaltung bevollmächtigte ihn dazu. Darüber lesen wir in den Stadtarchiven folgendes: "Das Gelände, auf dem das Schöne Kreuz erbaut wurde, gehört der Gemeinde. Der Gemeinderat hat in seiner Sitzung vom 18.05.1844 sein Einverständnis gegeben, dass Herr Pastor Daniel an dieser Stelle ein Oratorium errichten darf, das aus sechs Säulen von circa 3,5 m Höhe und einem Durchmesser von 6 Metern besteht. Auflage ist, dass dieses Oratorium von dem Stifter oder durch die Einnahmen des Opferstockes unterhalten wird."

Im Innern des Oratoriums ließ Pastor Daniel eine Kreuzigungsstätte errichten, die bis heute noch vorhanden ist: eine herrliche Darstellung mit Christus am Kreuz und den begleitenden Statuen der Jungfrau Maria und des hl. Johannes. Diese Darstellung ist unter einem sechskantigen, spitzen Schieferdach untergebracht. Darüber ragt ein Kreuz aus Schmiedeeisen.
 das Schöne Kreutz
Im Jahre 1877 war das Kreuz wegen der Verwitterung reparaturbedürftig geworden. Bei dieser Gelegenheit wurden die drei Hinterfassaden des hexagonalen (sechseckigen) Oratoriums vermauert. Der übrige Teil wurde mit einem Eisengitter umgeben.
Die Prozessionen zum Schönen Kreuz fanden wieder statt. Viele Gottesdienste und heilige Messopfer wurden vom Bischof von Metz und anderen Prälaten hier gefeiert. Die alten Einwohner von Bouzonville erinnern sich heute noch an die großartige Dankfeier am Ende des Weltkrieges von 1939-1945.

Im Jahre 1999 finanzierte der Verein "Autour de l'Abbatiale" mit Hilfe eines Zuschusses des interkommunalen Syndikates für ausschließlich touristische Zwecke eine Restaurierung des Innenraumes des Oratoriums: Die Restaurierung wurde von einheimischen Firmen und von den Arbeitern der Gemeinde ausgeführt; ebenso die Kunstbeleuchtung des Oratoriums. So entstand eine religiöse, kunstgeschichtlich bedeutsame Anlage, die den Christen von heute Veranlassung sein soll, viele Wallfahrten dorthin zu unternehmen.

kreutzweg_2005
2003 haben die verschiedene Katholische Vereine entschlossen den Kreutzweg vom Heiligen Karfreitag nochmals zu feiern.
Dieser wurde am frühen Morgen programmiert damit er nicht durch den hohen Straßenverkehr und von dem Grossen Karfreitagsmarkt gestört wurde.
Jedes Jahr, seit dieser Zeit, steigt die Anzahl der gläubigen die daran teilnehmen.

Quellen:
Bouzonville und seine Abtei (Nicolas DICOP)
Archive der Kirchengemeinde


Der Kreutzweg
Kreutzweg Kreutzweg
Die Rückgabe der Reliquie des Kreuzes Christi ist die Ursache der Wallfahrt vieler Gläubigen, die jedes Jahr am Jahrestag der Rückkehr und am Tage des Festes des hl. Kreuzes von der Kirche hinauf zum Stockholz pilgern.

Der Strasse entlang, die zum Schönen Kreuz (nach Belle Croix) führt, wurde ein Kreuzweg errichtet. Von der Geschichte her weiß man, dass dieser Kreuzweg dem Erdboden gleich gemacht wurde, gemäss den Verordnungen der "Convention", dass sämtliche Kreuze, Kreuzigungsstätten an Feldwegen, Straßenkreuzungen und an öffentlichen Orten zerstört werden müssten.

Nach den schweren Prüfungen der Revolution schlug wieder die Stunde der Restaurierung. Ganz besonders hat sich der ewige "Vikar" der Pfarrei Andreas Daniel und seine Familie um die Restaurierung bemüht (siehe Anhang). Er hatte ein neues Kreuz am Stockholz aufstellen lassen und den Wiederaufbau des Kreuzweges veranlasst. Dieses Projekt wurde im Jahre 1821 durchgeführt. Die neuen Stationen wurden aus Hausteinen hergestellt. Auf Tafeln aus Gussplatten wurde das Leiden Christi eingearbeitet und mit Ölfarben angestrichen. Am 2. September 1821 fand die feierliche Einsegnung des neuen Kreuzweges statt. Neun Stationen befinden sich der Strasse entlang und vier umgeben das Oratorium. Das Schöne Kreuz stellt die zwölfte Station dar und trägt folgende Aufschrift :

O.A.M.D.G. (1)
Im Jahre MDCCCXXI (2)
Unser ehrwürdiger Herr Bischof G.J.A.J. JAUFFRET (3)
Er würdigte es, diesen Kreuzweg von Bouzonville
aufzustellen. Die Herren
G. Jacques Bürgermeister
C. Weber, Friedensrichter
P. Peltier, Beigeordneter
und F. Flosse, Pfarrer


(1) zur höchsten Herrlichkeit Gottes
(2) 1821
(3) Gaspard - Johann - Andreas - Josef


Kreutzweg - 14° station
Im Jahre 1879 ersetzte Herr Laroche, Bildhauer zu Kedingen, die Stationen des Kreuzweges von 1821 durch neue und schönere Stationen, die heute noch vorhanden sind. Im Jahre 1928 wurden sämtliche Stationen neu aufgerichtet und neu restauriert.

Trotz der Aufschriften in französischer Sprache hatte die deutsche Obrigkeit während der zweimaligen Besatzungszeit das Oratorium am Stockholz wie auch den Kreuzweg hoch geachtet. Das Oratorium und der Kreuzweg, von der göttlichen Vorsehung bewahrt, überstanden schadlos schwere Zeiten, vor allem während der schrecklichen Kämpfe der Befreiung von 1944.

1968 : Ein lokaler Malereihandwerker bemalte die im Größenstein inkrustierten Platten aus Gusseisen sowie die Gitter, die jede Station umgeben.
1985 : hatten sich etwa 20 Männer zusammengeschlossen, um freiwillig dieses religiöse und kulturelle Erbgut unserer Vorfahren neu zu restaurieren.
1999 : Ein Instandhaltungstrupp der natürlichen Lebensräume, der durch den Abteilungsausschuss des Tourismus zur Verfügung gestellt wurde, und die Stadt von Bouzonville geben dem Weg des Kreuzes noch einmal eine neue Frische sowie den bestimmten Stationen einen neuen Wert durch das Herstellen von Zugangs-oder Treppenwegen.
2003 : Wurden die Hausteine von einem Berufsbildhauer erneuert.

Andreas Daniel wurde in Bouzonville am 5. Oktober 1767 geboren. Er war Sohn von Johann Daniel, Kö-niglicher Bürgermeister von 1772 bis 1790 und von Katharina Hegay. Er gehörte zu den Premontrerianern von Wadgassen, als die Revolution von 1789 ausbrach. Mit seinem Bruder, Vikar in Hellimer, begab er sich auf Wanderschaft, nachdem das Gesetz vom 26.8.1792 erlassen wurde. Er kehrte zur Zeit des Konkordates nach Bouzonville zurück und wohnte in seinem Elternhaus bis zu seinem Lebensende. Er half den Priestern im Dienste des Amtes. Als im Jahre 1808 die Vikarstelle offiziell gegründet wurde, war er als erster Vikar ernannt worden. Er blieb Vikar bis zu seinem Tod am 4.6.1853. Das Grab von André Daniel befindet sich auf dem heutigen Friedhof der Stadt. Das Begräbnismonument ist von einer außergewöhnlichen Schönheit und einer besonders eleganten Ausführung.
Sources:
Bouzonville und seine Abtei (Nicolas DICOP)
Chanoine Edouard SPITZ
Archive der Kirchengemeinde
Wir danken für die Übersetzung Herr Dr. Albin LUDWIG aus BOUZONVILLE
und Herr Walther HENSSEN aus ESSEN


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